Aletsch-Goms Wandern

Wanderungen im Aletsch Gebiet und im Goms

Mazza

Mazza, Symbohl der Walliser Urdemokratie

Das Wort wird von italienischen mazza (Keule) abgeleitet und bezeichnet einen Gegenstand, der im 15. und 16. Jahrhundert im Wallis bei Aufständen verwendet wurde. Die Mazza trat in verschiedenen Formen auf: Zuerst als grosse Holzkeule, später als geschnitztes menschliches Antlitz mit entstellten Zügen, das auf das Wurzelholz eines jungen Baumes gesetzt wurde. Die Mazza wurde auf einer Brücke, an einem Brunnen oder auf einem öffentlichen Platz aufgerichtet. Ein Fürsprech veranlasste sie bzw. ihren Träger, den Mazzenmeister, durch Kopfnicken und andere Gesten die Person zu bezeichnen, die sich durch ihr Handeln verhasst gemacht hatte, und rief die Zuschauer zu einer Strafexpedition auf. Wer daran teilnehmen wollte, schlug einen Nagel in die Mazza. Der Mazzenmeister trug die Mazza von Dorf zu Dorf, meist bereits begleitet von den «Anhängern». Sobald genügend Verschwörer versammelt waren, begann der eigentliche Aufstand. Die Menge zog zum Wohnsitz des Beschuldigten, vertrieb ihn und teilte sich unter Umständen seine Habe. Urkundlich bezeugt ist die Mazza erstmals 1488. Ihr prominentestes Opfer war 1517 Kardinal Matthäus Schinner. 1515 starben bei der Niederlage in der Schlacht von Marignano, die von Schinner angezettelt wurde, um die Franzosen aus der Lombardei zu vertreiben, auch viele Oberwalliser. Und da Schinner nach dieser Niederlage mehr als zwei Jahre lang nicht mehr im Wallis weilte, hatte sein langjähriger Freund Georg Supersaxo leichtes Spiel und sorgte mit einem Mazzalauf dafür, dass Schinner nie mehr ins Wallis zurückkehren durfte. Ironie des Schicksals: 1527 wurde Supersaxo selbst Opfer eines Mazzalaufs und wurde ebenfalls aus dem Wallis vertrieben. 1550 gelobten die Zenden, in Zukunft auf den Einsatz der Mazza zu verzichten und 1560 erliess der Landrat ein formelles Verbot. Neben der politischen Rolle in der Geschichte hatte und hat die Mazza in der Walliser Bevölkerung eine starke Symbolik: sie ist das Zeichen einer Gemeinschaft, sich zu verteidigen und ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. So lebte der Brauch 1986 zum Zeichen des Protests gegen die Luftverschmutzung und 1994 gegen die Annahme der Alpeninitiative wieder auf.

Gemälde von Raphael Ritz

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Die Mazza beim Haus am Kappälli wurde von Clausen Kurt für das Freilichttheater «Mensch Schiner» (Ernen 2022) gestaltet.

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